Außenwirtschaftsnachrichten 12/2020
4 Länder und Märkte „Ein Wumms für die Welt“ oder „Wie können sich deutsche Unternehmen ein Stück vom Kuchen sichern?“ Weltweit stecken Regierungen Billio- nen in Antikrisenpakete. Ein Blick auf vier Länder zeigt, welche Maßnah- men sie ergreifen, um die Wirtschaft anzukurbeln – und wo sich Chancen für deutsche Firmen ergeben. „Einen Wumms für Deutschland“ hat Olaf Scholz mit dem 130-Mrd.-Euro- Konjunkturpaket der Bundesregierung angekündigt. Ausländische Regierungen verteilen zum Teil noch mehr Geld: Sie verstehen die Krise als Gelegenheit, ihre Wirtschaft neu auszurichten oder Be- währtes zu unterstützen. Für die stark vom Auslandsgeschäft abhängige deut- sche Industrie sind das wichtige Nach- richten, ging doch in den vergangenen Jahren ein großer Wachstumsimpuls vom Export aus. Insgesamt rund neun Billionen US-Dollar wollen Regierungen weltweit ausgeben, rechnete der Internationale Währungs- fonds im Juni 2020 zusammen. Fast die Hälfte davon entfällt auf direkte Haus- haltsmittel, wie Familienzuschüsse, Branchenhilfen oder Investitionen in Inf- rastruktur und Klimaschutz. Mit 4,6 Bil- lionen US-Dollar ist noch etwas mehr für Finanzhilfen, wie Kredite, Garan- tien oder Beteiligungen, vorgesehen. Der Löwenanteil wurde von den G20- Staaten ausgelobt. Im Schnitt kommt der Stimulus in den größten 20 Volks- wirtschaften auf 4,5 Prozent der Wirt- schaftsleistung und ist damit um- fangreicher als die Maßnahmen in der Finanzkrise 2008. Das größte Paket haben die USA mit 2,8 Billionen US- Dollar verabschiedet. Die EU will insge- samt 750 Mrd. Euro bereitstellen, also vier Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP). Am großzügigsten ist aber die ja- panische Regierung, deren Konjunktur- stützen mehr als 20 Prozent der Wirt- schaftsleistung entsprechen. Und das in einer Volkswirtschaft, die schon seit Jahren durch Regierungsgelder sti- muliert wird – und deshalb die höchs- te Verschuldung im Verhältnis zum BIP weltweit erreicht hat. Die Regierungen wollen mit den Fi- nanzspritzen Arbeitsplätze sichern, Unternehmen und Investitionen unter anderem in das Gesundheitswesen fi- nanzieren. Etliche Zentralbanken wei- ten außerdem die Liquidität aus, um die Wirtschaft anzuregen. Dazu planen viele Länder, öffentliche Mittel in den Infra- strukturausbau zu lenken oder beson- ders wichtigen Branchen durch Kaufan- reize das Überleben zu sichern. Länder nutzen Krise zur Neuorientierung Dass Krisen eine Chance bieten, ist längst klar. Viele Länder nutzen die jetzt nötigen Stimulierungspakete, um zielge- richtet einzelne Wirtschaftsbereiche zu „Viele Staaten nutzen die Konjunkturpakete, um ausgewählte Wirtschaftsbereiche zu stärken.“ Achim Haug/GTAI Frankreich Coronahilfen in US-Dollar 545 Milliarden BIP in US-Dollar 2,8 Billionen Anteil 19,5 Prozent Indien Coronahilfen in US-Dollar 296 Milliarden BIP in US-Dollar 2,7 Billionen Anteil 11,0 Prozent USA Coronahilfen in US-Dollar 2,8 Billionen BIP in US-Dollar 20,5 Billionen Anteil 13,6 Prozent Norwegen Coronahilfen in US-Dollar 26 Milliarden BIP in US-Dollar 434,2 Milliarden Anteil 6,0 Prozent Buttons: © starline + rawpixel – freepik.com
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