Außenwirtschaftsnachrichten 12/2020
5 Außenwirtschaftsnachrichten 12/2020 Länder und Märkte stärken. So setzt Norwegen auf Nach- haltigkeit beim Wiederhochfahren der Wirtschaft, und Länder in Südostasien positionieren sich, um von einer Neu- ordnung der Lieferketten zu profitieren. Japan und Taiwan bieten Subventionen an, wenn Firmen ihre Produktion wieder in die Heimat verlagern. Im Falle japani- scher Firmen winkt sogar Geld, wenn die Fabrik nach Südostasien geht – Haupt- sache raus aus China, heißt die Devise. Doch nicht alle Regierungen können aus dem Vollen schöpfen. Gerade Entwick- lungsländern droht eine Schuldenkrise nach der Gesundheitskrise. Internatio- nale Organisationen, wie die Weltbank oder der Internationale Währungsfonds, haben bereits im Frühjahr 2020 milliar- denschwere Unterstützungsfonds auf- gelegt. Zudem laufen Gespräche über Schuldenschnitte. Zugang zu Programmen prüfen Deutsche Unternehmen haben großes Interesse an den Unterstützungsmaß- nahmen in ihren Auslandsmärkten. Al- lerdings ist der Zugang nicht immer ge- währleistet. Selbst da, wo es geht, sind die Hilfen mit Herausforderungen ver- bunden. So hat zum Beispiel Südkorea ein umfangreiches Paket entworfen, deutsche Firmen betrachten die Chan- cen einer Teilhabe aber skeptisch. Zu bürokratisch sei der Zugang, formuliert ein Experte. Bevor also die Dollarzeichen in den Augen zu groß werden, sollten die Programme auf ihre Substanz geprüft werden. Die Germany Trade and Invest (GTAI) hat diese Programme geprüft; vier davon sind nachfolgend beleuchtet. Frankreich first, aber nicht nur Die französische Regierung ist nicht dem deutschen Beispiel mit einer Mehrwert- steuersenkung gefolgt. Das Argument: In Frankreich würden davon vor allem Importprodukte profitieren. Die vielen Hilfsmaßnahmen sollen gezielt heimi- schen Herstellern helfen. Aber die Li- quiditätsspritzen und Forschungsfonds stehen auch deutschen Firmennieder- lassungen in Frankreich offen. Und auch sie werden von den Steuersenkungen profitieren. Kauf- und Verschrottungs- prämien treiben zudem den Absatz von Importautos an. Die stärkere Förderung der Gebäudeeffizienz, vor allem bei öf- fentlichen Bauten und Altenheimen, kommt in erster Linie dem heimischen Handwerk zugute, aber auch deutschen Anbietern von Baumaterial. Für deut- sche Handwerker bilden spezielle Zer- tifizierungen, Versicherungskosten und die Entsendebürokratie Hindernisse. Aber sie könnten im grenznahen Bereich von der stärkeren Nachfrage profitieren. Fazit: Deutsche Firmen mit einer Nie- derlassung in Frankreich haben Zugang zu den Finanzspritzen. Ohne die Hausbank geht in den USA nichts Beantragt werden können die Überbrü- ckungskredite nur über Hausbanken, wo- bei in fast allen Fällen mit diesen schon einmal ein Darlehensverhältnis bestan- den haben muss. Das soll belegen, dass der Kunde schon einmal gründlich auf seine Kreditwürdigkeit geprüft wurde. Auch US-Niederlassungen deutscher Un- ternehmen können Hilfen aus diesen För- derprogrammen beantragen, wenn sie bestimmte formale Voraussetzungen er- füllen. Auskünfte dazu erteilen neben den Hausbanken auch Beratungsfirmen und Wirtschaftsprüfer/-innen. Mehr Informa- tionen bietet die Deutsch-Amerikanische Handelskammer: www.ahk-usa.com Fazit: Die Hausbank hilft weiter, zwin- gend erforderlich ist eine US-Niederlas- sung. Investitionschancen in Indien steigen Die Coronakrise hat die Defizite in der indischen Gesundheitsversorgung noch mal deutlich vor Augen geführt. Die Re- gierung will deshalb bis 2025 insgesamt 200 Mrd. US-Dollar unter anderem in die Primärversorgung auf dem Land und in neue Krankenhäuser investieren. Das bietet Lieferchancen für Medizintechnik. Für Investitionen in die Lebensmittel- verarbeitung und Kühlketten stehen im Rahmen des Konjunkturpakets 13 Mrd. US-Dollar bereit. Damit wächst auch der Bedarf an Landtechnik, Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen. Fazit: Investitionsbeschränkungen sol- len abgebaut werden. Millionen für grüne Industrien in Norwegen Norwegen will die Emissionen im in- ländischen Schiffsverkehr bis zum Jahr 2030 halbieren. Um das Ziel zu errei- chen, werden bis 2025 etwa 65 Mio. Euro in die Modernisierung von Fisch- kuttern und Fähren sowie in Forschung und Entwicklung investiert. Fast genau- so viel Geld fließt in Baumaßnahmen für Wärmedämmung, Dachsolarzellen und Ladestationen für Elektroautos. Indust- rieministerin Iselin Nybø stellte bis 2022 etwa 95 Mio. Euro für umweltfreundli- che Projekte in Aussicht, von Forschung und Innovation bis hin zu marktreifen Lösungen. Daneben wird das Wasser- stoffförderprogramm des Forschungs- rates um elf Mio. Euro aufgestockt. Fazit: Direkt profitieren nur Norweger. Aber: Zulieferer für grüne Energie und Antriebe haben Chancen. Der vollständige Artikel inkl. weiterer Länderprogramme sowie einem Inter- view mit Ilja Nothnagel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages in Berlin, ist unter: www.gtai.de > Trade > Markets International > Ausgabe Markets International 5/20 zu finden. Achim Haug und Marcus Knupp/GTAI „Indien steckt Geld in den Gesundheitssektor. Medizintechnik kommt dabei vor allem aus dem Ausland.“ Boris Alex/GTAI
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODM4MTk=